Odol
Der Chemiker Prof. Richard Seifert (1861-1919) bietet Lingner im Jahr 1892 ein Antiseptikum zur Vermarktung an. Diese, „Salizylogen“ genannte Substanz wurde als ein Nebenprodukt, welches in der
Chemischen Fabrik von Heyden-Radebeul anfiel, angesehen. Im Juni 1892 schloss Lingner mit dem Radebeuler Pharmahersteller einen entsprechenden Liefervertrag. Über die Verwendung des Salizylogens
war man sich vorerst nicht im klaren. Man dachte an die Herstellung einer Hautcreme, einer Toilettenseife sowie an ein Mundwasser. Letztendlich entschied man sich für die Herstellung eines
Mundwassers und Prof. Richard Seifert lieferte Lingner die entsprechende Formel. Die beiden Männer verband in der Folge eine lebenslange Freundschaft und Seifert half insbesondere bei der
wissenschaftlichen Absicherung des Mundwassers mit, vertrat Lingner aber auch bei dessen Abwesenheit in der Firma.
Bereits im August 1892 stellt das Gewerbeamt Dresden fest, dass die Firma Lingner & Kraft, Freiberger Platz 8, die Herstellung eines Mundspülwassers beabsichtigt und bereits 200 Liter
Spiritus gelagert habe. Von daher kann das Jahr 1892 als Beginn der Odol-Produktion gelten.
Die Urheberschaft des Namens Odol (gr./lat. odous=Zahn / Oleum=Öl) sowie die Flaschenform (Patent Nr. 75789 von 1893) wird Lingner zugeschrieben. Es existieren auch andere Zuordnungen, ohne dass
deren Datenlage überzeugender wäre. Unbestritten stellt die Form der Odol-Flasche eine einmalige Synthese zwischen Funktionalität, Design und Wiedererkennungswert dar.
Die Inhaltsstoffe des Odols waren nach Prof. Albert Neisser (1855-1916) 1898: Salol 3,5%, Alkohol 90,0%, Aqua dest. 4,0%, Saccharin 0,2% und Ol. menthpiper., -anisi, - foenciculi, -
caryophyllor., -cinnamon.
Lingner bestritt allerdings erfolgreich, dass Salol das Antisepticum sei. Neue Forschungsergebnise belegen, dass Lingner tatsächlich kein Salol oder Disalol verwendete. Dieses durfte seinerzeit
nur in Apotheken verkauft werden. Odol allerding wurde in jeder Drogerie angeboten und fand dadurch eine massenhafte Verbreitung.
Neben der Flaschenform trug auch die Gestaltung des Etikettes und die ausgeklügelte Vermarktung zum Erfolg des Mundwassers bei. Die Odol Werbung gilt noch heute als beispielhaft und ist selbst
bis in die heutigen Tage Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Odol als Marke
Lingner gilt als Mitbegründer der Markenartikelindustrie und Werbegenie. Was eine Marke auszeichnet und wie ODOL zur Marken-Ikone wurde, lesen Sie hier.